Die Insel des Glücks
Skjervøy liegt im Herzen der Troms und gehört für mich, wenn man das überhaupt behaupten kann, Landschaftlich zum schönsten Teil von Norwegen. Im Sommer erstrahlen die Wiesen und Felder in einem üppigen grün, wenn auch gleich die mächtigen Lyngsalpen noch Schneebedeckt sind und über dem Wasser Thronen. Das Meeresangeln ist gigantisch und zusätzlich auch noch sehr vielfältig. Es gibt sehr gute Möglichkeiten Kapitale Dorsche und Heilbutt zu fangen. Das Angeln auf Steinbeisser, Schellfisch, Seelachs &Rotbarsch ist ebenfalls Top.
Es gibt mit Sicherheit so viele gute Plätze, dass ein normales Anglerleben nicht ausreicht, um diese zu befischen. Dieses Revier, im Norden der Troms, zur Zeit der Mittsommernacht zu erleben, ist ein unvergessliches Erlebnis. Die Sonne geht in der Zeit von Mitte Mai bis Mitte Juli wie überall im Norden nicht mehr unter. In der Nacht, die nicht wirklich existiert, kommt es bei gutem Wetter zu einzigartigen Farbspielen und das Ganze auf einem Fjord, eingebettet von gigantischen Bergformationen und dem enormen Fischreichtum. In den Wintermonaten zieht, wie anderswo auch, der Skrei in den Kvenangen und Lyngenfjord ein. Durch das reichhaltige Nahrungsangebot bleiben viele Fische zurück und treten nicht den Weg in die offene See an. Das ist zumindest meine Annahme warum Skervøy eine absolute Top Adresse für das Sommerdorschangeln ist. Mein größter Fisch mit 51 Pfund kommt von hier. Ich konnte den Dorsch im Juni fangen. Bei einer Länge von 1,37 ein wirklicher Prachtfisch und wahrscheinlich der Dorsch meines Lebens.
Material Tipp Skjervøy:
Das Angeln auf Großdorsch spielt sich in Wassertiefen von 20-150 Metern ab. Wenn die Dorsche tiefer als 80 Meter stehen, ist es sinnvoll auch eine kräftigere Rute mit im Gepäck zu haben. Dementsprechend sollten dann auch die Gewichte kräftiger gewählt werden. Pilker und Gummifische von 50-150 Gramm sollten also genauso im Gepäck sein, wie 300-500 Grammer. Mit großen Heilbutten ist in diesem Revier auch immer zu rechnen. In diesen Fällen fische ich meistens eine 20-30 Pfund Rute mit einer kräftigen Stationär- oder Multirolle. Von Mai-Juli hat man phantastische Bedingungen, um auf gestreiften Steinbeisser zu angeln. Da das Fischen meistens in Tiefen von 5-30 Metern stattfindet und die Seewölfe keine großen Kämpfer sind, fische ich eine Rute mit einem Wurfgewicht bis 200 Gramm. Eine kleine Stationärrolle mit einer 10-17 nur geflochtenen, komplettiert hier die Ausrüstung.Im den Sommermonaten kommen große Seelachse in die Fjorde. Hier sollte dann ebenfalls mit leichtem Geschirr gefischt werden.
Es war der 16. Juni 2005
Ein Tag, den ich nie vergessen werde. Kersten Willmann und Ich haben an dem ersten Nordatlantik Cup teilgenommen. Ein Cup bei dem es darum geht, den schwersten Dorsch an die Waage zu bringen. Die vorangegangenen Tage liefen eher schleppend. Wir hatten beide schöne Fische im Gepäck, allerdings noch nicht den richtigen Kracher. Der besagte 16. Juni war ein traumhafter Tag. Die Temperaturen lagen bei 20°C, kaum Wolken am Himmel und nur ein leichtes Lüftchen wehte, dass das Wasser etwas bewegte. Da es schon aufs Ende des Nordatlantikcups ging, sind wir gegen acht aufs Wasser gefahren, um genügend Zeit zu haben evtl. doch noch einen Knaller Dorsch zu fangen. Doch selbst in Traumrevieren wie Skervøy springen einem die dicken Fische nicht ins Boot. Schon gar nicht wenn das Revier völlig unbekannt ist. Doch zum Glück hatten wir an diesem Tag nicht nur Glück mit dem Wetter. Tolle Steinbeisser, Dorsche bis 20 Pfund und kräftige Schellfische landen im Boot. Auch wenn wieder nicht der ganz große dabei ist sind wir mit uns und der Welt zufrieden.
Langsam neigt sich der Tag dem Ende entgegen. Es muss so um die 23.00 Uhr sein. Wir Beide haben nochmals gute Fische am Band. Wieder Dorsche um die 10Kg. Dann bekomme ich einen Hammer Biss. Der Typische Hänger der sich nicht lösen lässt, der aber dann auf einmal Fahrt aufnimmt. Doch nach nur 10 Sekunden ist der Spuk schon wieder vorbei. Geschockt sacke ich erst einmal zusammen. Doch im nächsten Moment ist es Kersten bei dem der Stock auf einmal krumm ist. Auch ein Hammer Biss. Wenn Kersten schon Geräusche von sich gibt wie „oh ha“ muss der Fisch schon etwas besser sein, denn schließlich kennt er sich damit aus. Sein bisher größter Dorsch kommt aus der Ostsee mit satten 50 Pfund. Leider steigt auch bei Kersten der Fisch nach ungefähr 1-2 Minuten wieder aus. Das ist sehr ärgerlich, wenn man eine ganze Woche sehnlichst auf den Hammerbiss wartet und er dann nach Sekunden schon wieder vorüber ist. Ich sehe mir nochmal meine Montage an, überprüfe die Haken und Wirbel. Es ist aber alles einwandfrei. Also diskutieren wir noch über das Warum und Wieso und treiben bedingt durch relativ wenig Drift immer noch auf demselben Plateau. Inzwischen ist es etwas tiefer geworden. Wir sind jetzt bei 100 Metern, da knallt es erneut bei mir in der Rute. Ich fische ungefähr zehn Meter über Grund. Der Fisch knallt auf den Pilker(Ein Rot/weißer 400 Grammer mit 10/0 Haken), flüchtet zum Grund und bleibt dort erst einmal sitzen. Da war er wieder der Hänger. Zum Glück kann ich den Fisch nach einigem zerren wieder vom Grund lösen. Immer wieder nimmt der Fisch in der Anfangsphase ordentlich Schnur von der Rolle. Deshalb habe ich eigentlich auf Heilbutt getippt. Wäre mir auch recht gewesen, da die Sonderwertung zu diesem Zeitpunkt noch nicht wirklich hoch war. Doch Kersten grinst mich an und sagt“ Ne, das ist kein Heilbutt, dass ist ein großer Dorsch“. In der Hundertmeter Wassersäule verkauft sich mein gegenüber wirklich einmalig. Immer wieder, selbst im Mittelwasser, wird Schnur von der Rolle genommen. Auch wenn die Fluchten immer kürzer werden, Drille ich den Fisch ganz langsam nach oben. Inzwischen habe ich die Bremse noch weiter gelöst, damit der Fisch bei den letzten Fluchten, bei zu fest eingestellter Bremse nicht noch ausschlitzen kann.
Dann ist es endlich soweit. Erst kommen mir ein paar Luftblasen entgegen und dann kann ich in ungefähr 10 Meter tiefe eine ziemlich Grosse weiße Silhouette erkennen. Jetzt ist es auch mir Klar, es ist ein Dorsch und klein ist er auf jeden Fall nicht. Das müsste mein Größter, schießt es mir durch den Zopf, sein. Dann durchbricht der Fisch endlich die Wasseroberfläche. Kersten setzt sofort das Gaff an und wir wuchten den Koloss über die Bordwand. Ein Urschrei hallt über den Fjord, den man bestimmt selbst auf den Lofoten noch gehört hat…. Was für ein Fisch…! Im Boot schätze ich den Fisch auf knappe 20 Kg. Später im Hafen wird der Fisch mit 1,37 gemessen. Er bringt stattliche 51 Pfund auf die Waage. Mein erster fünfzig Pfünder. Ein traumhaftes Erlebnis, ein traumhafter Tag, ein traumhafter Fisch. Obendrein habe ich mir damit auch den 1. Platz beim Nordatlantik Cup sichern können.
Revier Tipps Skjervøy:
1) N69 55.757 E20 53.183 Der gesamte Maursund ist in den Frühsommermonaten ein gutes Steinbeisser Revier. Außerdem ist man hier relativ geschützt, wenn das Fischen im Kveangangen nicht möglich ist. Voraussetzung dass man aus dem Hafen kommt.
2) N70 00.780 E20 42.167 Auch hier ist man bei Nord und Nord-Ost Winden relativ geschützt. Die ganze Flanke hat unreinen Grund und ist gut für Steinbeisser und Heilbutt.
3) N70 06.925 E21 10.785 Von diesem Plateau kommt mein 50 Pfünder