Fishattacks

Die folgende Geschichte, habe ich für das Fachmagazin Rute & Rolle geschrieben. In etwas anderer Form wurde der Artikel in der Ausgabe April 2011 veröffentlicht.

Es ist noch gar nicht lange her, da verließen sich Angler und Fischer hauptsächlich auf ihre Intuition. Das Wissen über den Fischfang, die Umgebung und das Wetter waren die Grundvoraussetzungen für einen erfolgreichen Beutezug. Heute verliert dieses Wissen an Bedeutung und die Erfahrung in der Handhabung mit GPS und Kartenplotter stehen im Vordergrund. Doch was passiert, wenn das ganze Hightech Equipment versagt, ist der Angeltrip damit vorbei? Ich habe mich auf meinen Touren schon häufiger damit beschäftigt ohne jegliche Hilfsmittel, mal abgesehen von Boot und Motor, auf die Jagd zu begeben.  Also ganz einfach nach dem Motto „rauf auf das Wasser und einfach mal abschalten“.

Die alten Fischer mussten ohne GPS fischen

Die alten Fischer mussten ohne GPS fischen

Wenn ich der Meinung bin, einen interessanten Angelplatz gefunden zu haben beginne ich damit, mit einem Pilker die Tiefe abzuklopfen. So kann ich feststellen, ob ich z.b. einem Unterwasserberg oder einer Untiefe getroffen habe. Wenn alles einigermaßen passt, fange ich an, diese Stelle mit Pilkern oder Gummifischen zu bearbeiten. Sollte diese Art der Köderpräsentation nicht von Erfolg gekrönt sein, beginne ich das Mittelwasser, ebenfalls mit Pilkern oder Gummifischen nach Räubern abzusuchen. Dabei macht es Sinn die Augen offen zu halten und nach Möwenschwärmen ausschau zu halten.

Hier riecht es nach Fisch

Hier riecht es nach Fisch

Das sind Plätze an dehnen Kleinfische  von Räubern an die Oberfläche getrieben werden. Es sind nicht nur Seelachse, die ausschließlich in den oberen Wasserschichten auf Beutezug gehen, auch auf Heilbutt, Dorsch und Pollack sind die Chancen gar nicht schlecht. Denn gerade die letzteren, rauben sehr häufig im Mittelwasser. Sollte auch diese Art des Angelns erfolglos bleiben steige ich auf Naturköder um und beackere den Grund. Vorausgesetzt die Wassertiefe erlaubt dieses Vorgehen. Am Grund beginne ich erst mit größeren Montagen und Haken der 10/0 Klasse, dann runter bis 2/0 um evtl. noch irgendwelche kleineren Grundräuber zu fangen. Auch hier gilt nicht gleich aufgeben sondern alles in Ruhe ausprobieren. Bleiben alle diese Methoden erfolglos suche ich nach einer gewissen Zeit einen neuen Platz.

Wichtig ist bei dieser Art der Fischerei wieder einmal Beharrlichkeit, auf einer Stelle einfach mal `ne halbe Stunde driften kann oftmals, den einen oder anderen starken Räuber an das Tageslicht bringen.

Gesucht & Gefunden, toller Pollack aus dem Mittelwasser

Gesucht & Gefunden, toller Pollack aus dem Mittelwasser

Eines der wichtigsten Dinge bei dieser Art des Angelns ist Flexibilität. Ihr solltet euch nicht auf eine Angelart oder Fischart versteifen, sondern so viel wie möglich ausprobieren. Ist der Zielfisch nicht oder nur schwer zu erreichen, solltet ihr etwas anderes ausprobieren. Ich beginne damit, vorher so viele Informationen wie möglich zu sammeln. Entweder von einer Seekarte, von Einheimischen oder von der Umgebung. Klar gehört eine Seekarte auch zu den erweiterten Hilfsmitteln, doch zeigt sie mir nicht, ob sich Fische unter meinem Boot befinden oder ob die Drift über eine Erhebung führt. Jedoch kann man auf ihr erkennen wo sich Kanten oder Untiefen befinden, welche schließlich die Plätze sind, auf dehnen sich durch Verstecke reiche Nahrungsquellen erschließen können. Zuhause kann ich mir auf diese Weise schon einen ungefähren Fangplatz abstecken. Im Gespräch mit den Einheimischen kann ich evtl. noch interessante Details erfahren und auch die erwähnten Landmarken können mir Aufschluss über die Grundstruktur und mögliche Fangplätze geben. Letztendlich eine vermeintlich interessante Stelle zu finden ist nicht ganz so einfach, doch es muss auch nicht unbedingt notwendig sein. Denn auch in Flachwasserbereichen macht es Sinn einfach mal einen Wobbler zu schleppen oder aber driftend mit Wattwürmern oder Heringsfetzen auf Plattfische zu Angeln. Selbst Felswände mit Gummifischen abzuklopfen, kann zu großen Überraschungen führen.

Landmarken wie z.b. Leuchttürme helfen bei der Orientierung

Landmarken wie z.b. Leuchttürme helfen bei der Orientierung

So spannend die Fischerei ohne diese Hilfsmittel auch sein mag, sollte man nicht vergessen das GPS/Echolot auch zu unserer Sicherheit beitragen. Wer sich auf dem Gewässer nicht wirklich gut auskennt und sich in einer Gegend befindet, die als gefährlich gilt (z. B. in Schärengebieten), der sollte beim Ausfall eher den Hafen anlaufen!

Ich hoffe dass euch nicht die Technik im Stich lässt und ihr immer Zugriff auf eure Hilfsmittel habt. Doch vielleicht kommt ihr trotzdem einmal in dieVersuchung, jegliche Elektronik einfach mal abzuschalten und frei nach dem Motto „zurück zum Ursprung“ auf Fischwaid zu gehen, Petri Heil…

Hier gibt es die Geschichte, die ich für Fisch & Fjorde geschrieben habe.
Ohne Not auf dem Boot