Fishattacks

In der Einsamkeit des Ozeans…

Oder in der Vergessenheit der Färöer Inseln kam ich mir manchmal wie Frodo Beutlin aus dem Auenland vor. Draußen in der Weite der Inseln herrscht eine traumhafte Ruhe, die nur von den Geräuschen der Natur unterbrochen wird. Die Ortschaften selber bestehen aus kleinen Häuschen, mit grasbewachsenen Dächern, engen Wegen und weiten Feldern soweit das Auge reicht. In den Gassen tollen Kinder herum, die lauthals dabei lachen, als wenn es das Normalste überhaupt ist. Hier ist die Welt noch in Ordnung und es besteht eine gewisse Ruhe und Beharrlichkeit. Einzig und allein die Hauptstadt Torshavn ist vielleicht manchmal etwas hektischer, was aber wahrscheinlich eher mit der Zunahme und der ständig steigenden Zahl der Touristen zu tun hat. Wobei Hektik alles andere als hektisch ist, eben Färöer Hektik. Das Gesamtbild vor meinen Augen wird durch den regen Wetterwechsel noch verstärkt. Hier verwandelt sich der Anblick der Insel im ständigen Wechsel mit teils diffusen Farbenspielen zu einer perfekten Welt. Die Wolken und die Sonne tun ihr Übriges. Das hört sich hier vielleicht ein bisschen seltsam an, vielleicht so, als wenn ich das Schreiben bezahlt bekommen würde. Dem ist aber nicht so, ich bin einfach nur von diesen Inseln vollkommen in den Bann gezogen worden.

Torshavn

Torshavn

 

Alles andere wird mit Fisch bezahlt…
Die Ausfahrten auf Färingsches Wasser starten für uns gleich mit einer Besonderheit. Unsere Angeltrips haben wir mit selbstgebauten Färöer Booten unternommen. Unser Skipper Johann Petur gehört noch zu den wenigen Insulanern, die diese Boote selber bauen und nebenbei ist er auch noch ein exzellenter Fischer.

Typisches Fischerboot

Typisches Fischerboot

Das Meeresangeln hier ist wirklich einzigartig und vor allem beeindruckend. Ständig ist man von einem faszinierendem Panorama umgeben. Die Färöer sind vulkanischen Ursprungs und ungefähr dreimal so alt wie Island. Während der Eiszeiten war hier alles komplett von schweren Gletschern eingeschlossen, was zur heutigen Ausformung der Inseln mit ihren Fjorden, Sunden und Tälern führte. Wir als Angler befinden uns Jahrtausende später zwischen den kahl gemahlenen Felsstrukturen und können beim Angeln ständig dieses einmalige Szenario bewundern. Das Angeln selber ist nicht spektakulärer als anderswo, aber eben der Gesamteindruck mit dieser wahnsinnigen Kulisse macht dieses Abenteuer perfekt. Der Fischreichtum ist riesig und die komplette Nordatlantik Palette gibt sich hier die Haken in die Flosse und das mit vernünftigen Durchschnittsgewichten von um die 3-5 Kilo. Die Hauptbeute besteht aus Dorsch. Leng und Schellfisch, aber auch alle anderen Räuber lassen sich hier erbeuten. Leider hatte ich viel zu wenig Zeit, um dieses Revier genauer unter die Lupe zu nehmen, doch mir ist vollkommen klar, dass nach oben noch eine Menge Spielraum ist. Es gibt noch nicht so viele Angler, die hier gefischt haben. Also wer sich vornimmt, hier her zu kommen, der hat noch viel Platz, um die Gegend zu erforschen.

Traumhaftes Angeln

Traumhaftes Angeln

 

Ab ins Auto, wenn es regnet…
Ist zumindest auch eine Anekdote auf den Färöern… Das Wetter hier ist äußerst wechselhaft, maritim ist hier wahrscheinlich die beste Beschreibung. Was mit Sicherheit auch damit zusammenhängt, dass kein Punkt der Insel weiter als 5 Kilometer vom Meer entfernt liegt. Das bedeutet, dass im Sommer auf strahlenden Sonnenschein, Regen und Nebel nichts Ungewöhnliches ist. Wenn der Tag dann mit strahlendem Sonnenschein zu Ende geht, ist es genauso normal. Genauso kommt es vor, dass man im Norden vor lauter Nebel nichts mehr sehen kann und im Süden der Insel das herrlichste Wetter ist. Dadurch dass die Färöer direkt am Golfstrom liegen, herrschen dort recht milde Temperaturen. Der Durchschnitt liegt im Sommer bei 12°C, im Winter bei 4°C. Die Luft ist meist klar und es weht oft ein frischer Wind. Auf Sturm und Regen muss man eingestellt sein, doch es gibt selten komplett verregnete Tage. Um auf den Anfang dieses Absatzes zurückzukommen, ein Sprichwort der Färinger lautet: „Wozu braucht er noch einen Regenmantel? Er hat doch ein Auto!“

Wechsel Wetter

Wechsel Wetter

 

Es gibt mehr Schafe als Färinger…
Es ist nicht ganz eindeutig, ob irische Mönche oder Wikinger als erstes die Inseln besiedelt haben. Es ist allerdings bewiesen, dass Färinger äußert nette und angenehme Zeitgenossen sind. Sie besitzen die typische nordische Gelassenheit und verbinden jene mit einem ordentlichen Schuss Humor und einer großen Portion Gastfreundschaft.

Vielleicht auch deshalb leben auf den Inseln doppelt so viele Schafe wie Färinger, was dem Archipel in der jüngsten Vergangenheit auch den Namen Schafsinseln eingebrockt hat. Die Schafe sind hier übrigens absolute Akrobaten. Sie stehen an den steilsten Abbruchkanten, um sich mit frischestem Gras die Bäuche voll zu schlagen. Und das ist es auch, was mich an dem „Biotop“ Färöer Inseln am meisten beeindruckt hat. Ich habe vorher noch nie so viele Papageientaucher, Trottellummen und Basstölpel auf einen Haufen gesehen wie hier. Im Sommer erblühen an vielen Stellen verschiedene wilde Pflanzenarten, die den ansonsten ausschließlich mit Gras bewachsenen Inseln noch die nötigen Farbimpulse verleihen.

Die Schafsinseln...

Die Schafsinseln...

 

„Die beste Insel der Welt“
In der Dezember Ausgabe 2007 von National Geographic Traveler wurde eine Liste der besten Reiseziele der Welt „Inseln“ veröffentlicht. Von über 522 Experten und Tourismusforschern wurden die Färöer Inseln auf Platz 1 von 111 weiteren Inseln gewählt.

Trotz dieser besonderen Auszeichnung und der inzwischen guten Erreichbarkeit der Inseln bleiben die Färöer ein absoluter Geheimtipp für Nordlandreisende. Wie ich es anfangs schon erwähnt habe,  ist das Refugium Färöer so wundervoll, dass man sich am liebsten gleich dort niederlassen würde. Ich kann nicht einmal genau sagen, woran ich diese Beurteilung festmache, wahrscheinlich ist es aber die Einheit des Ganzen. Hier auf den Färöer Inseln spielen die optimalen Bedürfnisse eines Anglers und Naturliebhabers perfekt Hand in Hand zusammen. Sehr nette Menschen, eine einzigartige Natur, eine gute Infrastruktur sowie eine phantastische Angelei machen die Inseln wirklich zu einem einzigartigen Paradies.

Einen Bericht über Die Färöer Inseln aus der Rute & Rolle Ausgabe 1/12 findet Ihr hier.
Nordatlantik-Faszination Färöer

Einen Bericht von meinem Russischen Kollegen Dimitri Baturin findet Ihr hier.
Artikel Rybolov