Fishattacks


Barren Island

Heißer Tanz im Feuergürtel

Es gibt Dinge, die sind nur äußerst schwer in Worte zu fassen. Momente, die man einfach erleben muss. Eine Reise nach Indien, speziell auf die Inselgruppe der Andamanen im Golf von Bengalen, ist eine solche Expetition. Dieses

Die Hooker

Die Hooker

Archipel, das noch in Teilen von Urvölkern bewohnt wird, ist erst seit geraumer Zeit für den Tourismus freigegeben und fasziniert durch atemberaubende Schönheit den Betrachter. Fliegende Fische, eine riesige Artenvielfalt und das tiefe Blau des Indischen Ozeans machen auch das Fischen zu einem einmaligen Erlebnis.

7 Tage und Nächte verbrachten wir auf der „MV Hooker“ von Kapitän Uwe Schitteck, um den Hauch von Freiheit zu genießen, aber auch um emotional an unsere Grenzen zu gehen.

„Halte deine Rute fest, sonst hast du mal eine gehabt“. Ja, ja, diese Horrorgeschichten habe ich schon öfter gehört … doch im nächsten Moment habe ich das Glück, dass ich mich mit einer Hand noch gerade an einem Stück Tau festhalten kann. Mein Gegenüber reißt mir nochmals mindestens fünfzig Meter Schnur von der Rolle. Seit dem Anbiss und dem Drill des Fisches sind inzwischen etliche Minuten verstrichen. Der Fisch treibt ausgedrillt und langsam auf uns zu. Ich will mich gerade über die Reling beugen und nachsehen, wer mich herausgefordert hat, als der Spruch des Kapitäns mich daran erinnert, besser auf meine Rute aufzupassen. Insbesondere die Haie haben im Oberflächenbereich immer wieder neue Kräfte mobilisiert, um noch mal mit Volldampf das Weite zu suchen. In diesem Fall handelt es sich um einen Silberspitzenriffhai der 80 Kilo Klasse und er ist nicht der Einzige, der uns beim Nachtfischen immer wieder in schweißtreibende Drills verwickeln sollte.

Material: Prinzipiell braucht jede Angelart ihre optimale Ausstattung. Es geht aber auch zu kombinieren. Poppern, Jiggen und Grundfischen mit einer Rute.

Als Beispiel:

Shimano Lesath Kaibutso

Shimano Stella 10000 SW

Whiplash 21

Die Rute ist lang genug (2,54), um beim Poppern genügend Aktion zu machen. Sie hat genügend Rückgrat, um beim Speedjiggen nicht zu ermüden, und sie hat genug Power, um beim Grundfischen die nötige Gegenwehr zu leisten. In Bedacht darauf, dass Flugreisen immer problematisch sind, was das Fluggepäck angeht, ist diese Kombination absolut empfehlenswert.

Hai im Drill

Hai im Drill

Unser Trip ist im Vorfeld als reine Popper und Jigging Tour rund um die Inselkette der Andamanen geplant worden. Der beste Plan hilft allerdings nichts, wenn vor Ort alles anders ist. Aus irgendwelchen Gründen, waren die ersten drei Tage äußerst durchwachsen. Wir konnten durch die bewegte See kaum Futterfische ausmachen und unsere Köder erregten an den verschiedensten Riffen  kein wirkliches Interesse, obwohl wir immer wieder Schatten sehen konnten, die unseren Poppern folgten. Selbst das Grundfischen und Jiggen sollte keinen Erfolg bringen. Also wurde der Plan geschmiedet auf die 70-80 Seemeilen entfernte Vulkaninsel Barren Island zu steuern.

„We change the plans“, gehört beim Fischen eigentlich zu meinen Lieblingssprüchen, doch in diesem Fall war ich davon nicht überzeugt, denn dort sollte nicht das Poppern, sondern  hauptsächlich das Grundfischen im Vordergrund stehen.

Die Überfahrt auf die Vulkaninsel, dauert einen geschlagenen Tag und wir verbrachten unsere Zeit damit, gespannt auf die ausgelegten Schleppruten zu achten. Neben zwei leichteren Ruten, haben wir 80-130 Pfund Ruten ausgelegt. Dies taten wir nicht ohne Grund, denn immer wieder werden bei der Überfahrt zum Vulkan, Marlin und große Tune gehakt. Den Rest der Zeit verbrachten wir mit einem kühlen Getränk in der Hand, darüber zu fachsimpeln, was in den nächsten Tagen für Tackle und Technik zum Einsatz kommt.

Schöner Skipjack

Nebenbei bemerkt ist es faszinierend zu beobachten, wie aufgescheuchte, fliegende Fische versuchen, mit akrobatischen Flugmanövern unserer Bugwelle zu entkommen. Auf  unserer Überfahrt sollte es mit einem Schwertträger leider nicht klappen. Bonito, Barrakuda sowie ein Dorado waren unsere Gegner in den Stunden der Überfahrt. Was allen Beteiligten auch ganz Recht war, denn somit war zumindest unser Abendessen mit frischem Fisch gesichert.

Doch bevor wir zum Essen kommen sollten, wurden wir noch Zeuge eines spektakulären Naturschauspiels. Schon vor Stunden konnten wir bei leicht diesiger Sicht immer wieder Rauchschwaden am Himmel ausmachen. Doch dann kam der Moment, den ich niemals vergessen werde, nämlich der, als wir den rauchenden Berg zum ersten Mal klar sehen konnten, wie aus dem Nichts schälte sich die Silhouette dieser beeindruckenden Insel aus dem Wasser empor. An den Rändern mit diversem Bewuchs aus Büschen und Bäumen und in der Mitte ein schwarzer Kegel, der erneut eine riesige Qualmwolke wie ein alter Raucher aushustete. Wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich darauf tippen können, dass hier das Zuhause von King Kong sein musste. Da war sie endlich, die legendäre Vulkan Insel Barren Island.

Barren Island

Bevor die Nacht hereinbrach kamen erstmals Speed Jiggs zum Einsatz. Bei 30° ohne Schatten, eine total bekloppte Idee. Aber auch hier kam der Vulkan zum Einsatz. Er war nicht nur gespenstisch beeindruckend, sondern auch angenehm, wenn die Aschwolke des Vulkans die Sonne verdunkelte und so einige Minuten für Schatten sorgte. Das highspeed gekurbele und Gezerre ist schon ohne Sonne anstrengend genug. Aber die ersten Snapper und ein toller Green Job Fisch kamen an die Oberfläche und entlohnten uns für die Strapazen.

Was wir allerdings dann erlebten, beeindruckte so sehr, dass wir an den darauf folgenden Tagen es kaum abwarten konnten, dass die Nacht herein brach. Die Bisse, die wir beim Nachtfischen bekamen, waren derartig brachial, dass selbst bei voll zugedrehter Bremse, die Fische trotzdem noch bis zu hundert Meter Schnur von der Rolle rissen. Dann folgte der eigentliche Drill, bei dem die Fluchten nicht minder spektakulär waren. Der ein oder andere von uns, musste kräftemäßig öfter an seine Grenzen gehen, als es ihm lieb war. Die Kampfkraft der Fische, sowie die Artenvielfalt, beeindruckten uns stündlich aufs Neue.

Die nächtlichen Raubzüge am Riff, verliefen fast immer  nach demselben Schema. In der Abenddämmerung bissen verschiedene Snapperarten, Jobfisch und kleinere Barrakuda. Doch dann im Verlauf  der Nacht kamen Haie und größere Arten wie der Dogtooth Tuna, Giant Trevally & XL Barrakuda, die sich so bis Mitternacht die Bäuche vollschlugen. Nach der Geisterstunde kamen dann die anderen Riffbewohner wieder aus ihren Verstecken, um sich noch einen kleinen Happen zu genehmigen. Als Köder zum Grundfischen dienten uns diverse Kleinfische, die meist im Ganzen angeboten wurden. Für Haie fielen die Köder entsprechend größer aus. Doch als klasse Köder für Snapper und Co erwiesen  sich die fliegenden Fische, nur war das Problem, diese überhaupt zu fangen. Die einfachste Methode war, die Fische, die bei wilden Fluchten mit unserem Boot kollidierten, mit einem Kescher einzusammeln.

Nächtlicher G.T.

Nebenbei, wenn die Grundfischerei zu anstrengend wurde, haben wir an der Oberfläche auf raubende Trevally`s gepoppert, die meist nicht so groß waren aber trotzdem für Abwechselung und spannende Drills sorgten.

Dieses Nachtfischen hat uns so in seinen Bann gezogen, dass wir vier Tage und Nächte, vor diesem speziellen Eiland verweilten. Tagsüber verbrachten wir die meiste Zeit mit Poppern und Jiggen, bei dem wir verschiedene Trevally Arten, Amberjack, Dogtooth sowie diverse Snapper erwischen konnten. Beim Schleppfischen, das meistens zur Entspannung diente, konnten wir kleinere Tune, zahlreiche Wahoos, sowie einen schönen Sail überlisten. Wahoo und Tuna mussten am Abend als leckere Mahlzeit herhalten, die uns die beiden Bootsleute Popcorn & Jah Jah in den verschiedensten Thailändischen Variationen auftischten.

Fazit:

Wer wie wir, kein ausgesprochener Big Gamer ist, und es nicht nur auf Marlin & Co abgesehen hat, für den ist so ein Trip, wie der nach Barren Island, das absolute Muss. Die Schönheit dieses Eilandes ist Phänomenal und wirklich sehr speziell. Direkt an einem Vulkan zu Fischen, mit der ausgesprochenen Artenvielfalt und dem gigantischem Fischreichtum, ist es etwas ganz besonderes und lässt sich mit nichts anderem vergleichen. Das tiefe intensive Blau des Indischen Ozeans, die absolute Freiheit sowie die Tage auf der „Hooker“ machten diese Tour zu einem unvergesslichen Erlebnis.