Die folgende Geschichte, habe ich für das Fachmagazin Rute & Rolle geschrieben. In etwas anderer Form wurde der Artikel in der Ausgabe Februar 2011 veröffentlicht.
Gottes Jäger mit dem schwarzen Fleck
Freitags gibt es Fisch…
So war es zumindest in meiner Kindheit. Jeden zweiten Freitag gab es Kochfisch mit Senfsauce und Salzkartoffeln. Meine Oma hat immer gesagt es sei Kabeljau den sie dort zubereitet. Aber Kabeljau ist doch auch Dorsch und den kannte ich schon damals von der Ostsee, weil ich ihn selber dort gefangen habe. Den Fisch den meine Oma vom Markt kaufte war ein anderer, auf jeden Fall kein Kabeljau. Später als das Interesse am Angeln immer größer wurde war mir klar, wen ich da immer essen musste, es war kein geringerer als „Melanogrammus aeglefinus“ oder besser bekannt als Schellfisch. In späteren Jahren, bei meinen Nordlandreisen, war dieser urtümliche Fisch mit dem unterständigen Rundmaul oftmals Gast an meiner Angel. Trotzdem ist es keine Regelmäßigkeit. Deshalb stelle ich mir die Frage, kann man diese Fischart, gezielt befischen?
Was ist das eigentlich für ein Fisch?
Der Schellfisch gehört zur Familie der Dorschartigen. Er ist aber im Gegensatz zu seinem Verwandten dem Kabeljau kein richtiger Raubfisch und Einzelgänger, sondern eher ein geselliger Schwarmfisch und Sammler. Er gehört außerdem zu den Wanderfischen. Dieser Wandertrieb ist auf die Temperaturempfindlichkeit des Fisches zurückzuführen. Deshalb sucht er sich seinen Lebensraum nach der für ihn optimalen Temperatur aus. Damit er sich wohl fühlt sollten es 4 – 10 °C sein. Aus diesem Grund ist er ständig in Bewegung und wandert zwischen Weideplätzen und Laichplätzen hin und her.
Wo geht der Schellfisch auf die Jagd?
Unter Berufsfischern gilt der Schellfisch als Hochseebewohnender Fisch, der auf der gesamten nördlichen Halbkugel zu finden ist. Für uns Angler kommt er glücklicherweise aber auch in Küstennähe vor, wo wir ihn ganzjährig erfolgreich befischen können. In Norwegen kommt der Fisch vom Süden bis in den Norden an der gesamten Küstenlinie vor. Dort wird er übrigens Hyse genannt. Die Engländer nennen ihn wiederum Haddock, auch dort ist er an der gesamten britischen Küste zu erbeuten. Ansonsten zieht es ihn von den Färöern über Island bis an die nordamerikanische Küste, selbst in der Biskaya wird er noch gefangen. Vor der deutschen Küste hat man wohl nur vor Helgoland gute Chancen diesen Fisch mit der Angel zu erwischen. Seine Lieblingswassertiefen liegen zwischen 20 – 200 Metern.
Wie fängt man Schellfisch?
Wenn es an der Rutenspitze ruckt und zuckt und das ziemlich oft hintereinander, ohne das ein Fisch hängen bleibt oder Fische einsteigen und nach kurzen Drill wieder aussteigen, wir uns aber nicht erklären können woran es liegt, wird es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um einen Schellfisch handeln, der uns am anderen Ende der Leine ärgert. Das liegt unter anderem daran, dass dieser Fisch im Gegensatz zu seinen Verwandten ein sehr kleines Maul hat.
Die ergiebigste Angelart ist deshalb das verwenden von Naturködern. Die Durchschnittsgröße der Fische liegt bei 2 – 4 Kilo Gramm. Die Hakengröße sollte bei 1/0 bis 2/0 liegen, größer als 4/0 bringt viele Fehlbisse, die Ködergröße sollte dementsprechend angepasst sein. Herings oder Makrelen Fetzen, Daumenbreit und um die 10 cm haben sich am besten bewährt. Wer sich nicht scheut mit größeren Ködern zu fischen, wird wahrscheinlich viele Fehlbisse und Aussteiger haben, hat aber auch die Chance, Fische über 5 Kilo zu fangen. Große Schellfische nehmen ohne weiteres ganze Heringe, gehen auf Pilker und Gummifische. Gerade in Nordnorwegen sind Fische im 4 – 5 Kilo bereich keine Seltenheit. Es funktionieren aber auch genauso kleinere Gummimakks oder auch kräftige Makrelenvorfächer.
Gibt es Hot Spots für Schellfisch?
Den richtigen Top Platz für Schellfisch gibt es meines Erachtens nicht. Ich habe über schlammigen Grund genauso Erfolg verzeichnen können, wie an den Ausläufern von abfallenden Kanten oder über Tangfeldern. Genauso wie der Dorsch besitzt der Schellfisch einen Bartfaden, was daraus schließen lässt, dass er hauptsächlich in Grundnähe auf Beutefang geht. Seine Lieblingsspeise sind Muscheln, Würmer, Krebse sowie kleine Fische. Ich gebe zu, für uns Angler ist es nicht ganz einfach sich nach der Temperatur und dem Nahrungsangebot dieser Fischart zu richten, aber vielleicht macht ihn gerade das auch so interessant.
Ich konnte selbst an einem Platz schöne Dorsche & Schellfische zusammen fangen. Am nächsten Tag waren nur noch Dorsche an dem Platz und kein einziger Schellfisch wurde mehr gesehen. Wenn man also glaubt den richtigen Platz gefunden zu haben, ist abwarten die richtige Tugend.
Fazit:
Bei uns Meeresanglern ist er gleichermaßen beliebt. Für die einen ist er überflüssiger Beifang, der nach dem öffnen auch noch moderigen Geruch verbreitet. Für die anderen ist er ein beliebter Angelfisch, der an leichtem Gerät wirklich auch ein toller Kämpfer ist aber vor allen Dingen ist er eine Delikatesse in der Europäischen Küche. Ich kenne niemanden der nur wegen dieser Fischart in den hohen Norden fahren würde aber ich weiß, dass viele Angler froh sind, wenn einige dieser Fische in der Kiste liegen. Meine Oma hat nicht ohne Grund immer nur Schellfisch gekauft und ich würde für eine Portion mit Senfsoße sofort alles stehen und liegen lassen.
Interessantes über den Schellfisch:
– Das Norwegische Wort „Hyse“ ist wahrscheinlich vom altnordischen Wort „Isa“ abgeleitet worden. Was so viel wie gebranntmarkt bedeutet. Das ist eine Anspielung auf den typischen schwarzen Fleck auf der Seitenlinie des Fisches. Es wird behauptet das Petrus die Fische dort mit seinen Fingern berührt hat. Daher kommt auch ein weiterer Beiname „Fisch Gottes. – Der Schellfisch gehört zu den besten Magerfischen. Sein weiß blättriges Fleisch ist sehr eiweißreich aber besonders fettarm und hat einen hohen Jod Anteil.
– Schellfisch hat auch den Beinamen Stinker. Es hat damit zu tun, dass er sich häufig auf schlammigen Boden aufhält um dort nach Muscheln, Krebsen und Seesternen zu suchen. Beim ausnehmen kann er dann schon moderig riechen.
– Schellfisch ist ein ausgezeichneter Köderfisch.
– In Dänemark heißt der Schellfisch Kuller, in Schweden Kolja
– Schellfisch wird als einer der Menügänge bei der Geburtstagsfeier „Dinner for one“ für Miss Sophie zusammen mit Weißwein serviert.
– Sogar Heiz Erhard hat ein Gedicht über diesen Fisch geschrieben es heißt Artverwandt:
Klingeling, so klingt’s im Grossen Belt,
das ist der Schellfisch, der da schellt.
Er klingelt, nur gemütlicher,
wie die Gebirgskuh südlicher.
– Wenn man in England Fish & Chips bestellt, wird dort meistens Kabeljau gereicht. Außer in Schottland da verwendet man natürlich Schellfisch!
– Gefangen wird der Schellfisch hauptsächlich mit Schleppnetzen, Stellnetzen und Langleinen. Mit Langleinen gefangener Schellfisch wird als so genannter Angelschellfisch verkauft. Dieser Angelschellfisch hat den Vorteil, dass sein relativ weiches Fleisch nicht gedrückt wird.
Kochen:
Gekochter Schellfisch mit Senfsauce ist in Norddeutschland ein sehr altes traditionelles Fischgericht. Es gehört nicht nur zu den ganz leckeren Fisch Gerichten, sondern ist auch noch extrem einfach in der Herstellung.
Schellfisch mit Senfsauce für 2 Personen:
Den Schellfisch filetieren oder in große Stücke schneiden. Die Haut kann dran bleiben und muss nicht geschuppt werden, da sie nach dem kochen abgezogen wird.
Der Fisch wird einfach in einen Topf mit kochendem Wasser gelegt. Das Wasser wird etwas gesalzen und mit ein wenig Zitrone verfeinert. Das Ganze muss dann zirka 5 Minuten ziehen (Filet) oder etwa 10 Minuten bei einem runden Fisch. Für die Senfsoße wird einfach ein Pott Sahne aufgekocht (zirka 250 ml) dazu kommen dann 2-3 Esslöffel milder bis scharfer Senf.
Die Soße bekommt durch das aufkochen die gewünschte Konsistenz. Zum Schluss noch ein wenig frische Petersilie und Kartoffeln dazu und fertig ist ein schnelles leckeres Fischgericht.
Zutaten:
Schellfisch Rund 1.5-2 Kg oder Filet 500 Gramm
200 ml Sahne
3 Esslöffel Tafel Senf
Zwei Handvoll Kartoffeln
Salz, Pfeffer & Petersilie
Hier geht es zur Story aus der Rute & Rolle Ausgabe Fisch & Fjorde Ausgabe Februar 2011
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